Wenn man selbst einen Song geschrieben hat (oder gerade schreibt), dann ist es sehr einfach, die Objektivität zu verlieren (natürlich ist es fraglich, ob man je objektiv einer eigenen Kreation gegenüber sein kann).
Eine in solchen Momenten dann immer wiederkehrende Frage ist die nach der Qualität meiner Melodie. Dabei ist die Schwierigkeit nicht etwa, sich diese Frage zu stellen, sondern eine Antwort darauf zu finden.
Songwriting: Ist Deine Melodie gut genug?
Im Laufe der Zeit habe ich aber eine Lösung für die Frage gefunden.
Stell Dir einfach folgende Situation vor: Ein Junge läuft auf dem Gehweg und pfeift einen Song so vor sich hin.
Welchen Teil des Songs wird er wohl pfeifen? Die Akkordfolge? Unwahrscheinlich. Vielleicht die Bass-Line? Wohl kaum. Das chromatische Gitarrenriff? Nein, in 99% aller Fälle wird dieser Junge natürlich die Gesangsmelodie pfeifen.
Das menschliche Ohr ist Jahrtausende lang durch die Evolution darauf getrimmt worden, insbesondere Sprache, als das Mittel zur Kommunikation, wahrzunehmen und zu filtern. Menschen achten also ganz automatisch auf die Stimme und die Gesangslinie in einem Song. Und es ist auch der Gesang, der dafür sorgt, dass die Leute einen Song mögen – oder eben auch nicht. Selbst wenn sie sich dessen gar nicht bewusst sind.
Wenn eine Melodie gut geschrieben ist, bleibt sie beim Publikum hängen und wird (oftmals unbewusst) nachgesungen oder nachgepfiffen. Und für unser Songwriting bedeutet das eine einfache Qualitätskontrolle für die Melodie. Wenn Du die Melodie nicht nachpfeifen kannst, dann ist es Zeit, sie zu überarbeiten.
Eine gute Melodie wird immer gut und schön klingen, gleich in welchem Stil sie gespielt wird.